Hast du was auf den Ohren?
Laufen mit oder ohne Musik? An dieser Frage scheiden sich die Lauf-Geister. Ich finde: beides hat was!
Es ist Sonntagmorgen, kurz vor halb sieben. Die Vögel zwitschern den Morgen herbei. Auch mich haben sie mit ihrem Weckruf erreicht. Ich schnüre meine Laufschuhe, ziehe die Tür hinter mir zu und trabe gemütlich los, der aufgehenden Sonne entgegen. Noch ist es ruhig im morgendlichen München. Ein paar Taxifahrer bringen die letzten Partygäste nach Hause, ein paar Hundebesitzer streifen durch die Straßen und beim Bäcker nebenan werden die ersten, duftenden Brötchen aus dem Ofen geholt. Ansonsten ist es vor allem eins: wunderbar still. Eine Seltenheit in unserer heutigen, von Alltagslärm und Medienmüll überfrachteten Gesellschaft. Eine Stille, die Platz schafft für wichtigere Geräusche: meine Schritte auf dem Asphalt. Mein Atem, der sich diesem Rhythmus anpasst. Meine Gedanken, die plötzlich Raum haben um sich auszudehnen und entspannt vor sich hinzuträllern. Alles begleitet vom fröhlichen Morgenkonzert der Vögel. So schwebe ich dahin, zwischen Gedankenklängen, Turnschuh-Beat und zwitscherndem Klangteppich. So fühlt er sich an, der Rhythmus des Lebens.
Die Kilometer verfliegen. Irgendwann immer langsamer. Erst acht der geplanten 15 Kilometer sind abgespult. Die Vögel haben ihr Konzert beendet und nun wirkt mein Turnschuh-Takt etwas verloren. Also scrolle ich auf meinem Handy zu meiner Lauf-Playliste und drücke auf „Play“. Schon schallt mein Lieblings-Song durch die Kopfhörer und dringt über meine Ohrmuscheln direkt in die Beine, die plötzlich ganz von alleine laufen. Fast schwebe ich über den Boden. Mein Lauf verwandelt sich in einen Tanz. Der Wald wird zu meinem Ballsaal, der Asphalt zu meinem Tanzpartner. Dann bekomme ich Lust auf mehr und drehe die Musik lauter. Die Lauf-Party kann beginnen! Der Beat treibt mich an und ich verfalle dem immer härteren Rhythmus der Musik. Lauf-Trance. Runner’s High. Dirty Dancing.
Laufen, meine Droge.
Am Ende gebe ich noch eine Sprint-Zugabe und beende meinen Morgen schweißüberströmt, erschöpft, aber voller Endorphine vor meiner Haustüre. Da kommen mir zwei Jungs entgegen. Ebenfalls durchgeschwitzt, erschöpft und voller Endorphine – nein, eigentlich nur „voll“. Wir grinsen uns an. Sie torkeln weiter, ihrem Bett entgegen. Ich hüpfe die Treppe zu meiner Wohnung hinauf, meinem Frühstück und einem sonnigen Tag entgegen. So ändern sich die Zeiten. Aber egal, ob Partynacht oder -morgen - die Party bleibt!