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Produkttest: Vibram Five Fingers

Ella • Jan 06, 2019

Wie eignen sich Zehen-Schuhe für Laufen & Training?

Am Thema Barfußschuhe scheiden sich die Lauf-Geister. Die "Minimalisten" schwören drauf und heben Vorteile wie das Training der Fußmuskulatur und die Förderung eines natürlichen Laufstils hervor. Die Gegner weisen auf Überlastungsverletzungen hin und bevorzugen das unterstützende Laufen in mittel bis stark gedämpften High-Tech-Schuhen. Ich habe die Zehenschuhe "V-Run" von Vibram ( www.vibram-fivefingers.de ) auf Herz und Nieren bzw. Material und Sohle getestet.

Im Test: Die Vibram Five Fingers "V-RUN"

Vibram bietet etliche Zehenschuh-Varianten an. Ob fürs Fitnesstraining, Wassersport, Trekking oder Trailrunning - für nahezu alle Bereiche gibt es spezielle Ausführungen. Selbst Modelle für Fitness-Formate wie Yoga oder Pilates sind inzwischen Teil des Repertoires. Als Testschuhe habe ich - wie sollte es als Läuferin auch anders sein - den Vibram "V-Run" erhalten.

Farbe & Design

Meine Testschuhe kamen in knallgelb. Eigentlich nicht so ganz meine Farbe, aber richtig kombiniert ein echter Hingucker. Das Zehen-Design sorgt bei Nicht-Kennern ohnehin für neugierige Blicke - da kann man es farblich auch gleich richtig knallen lassen. Inzwischen habe ich mich so sehr an den "Frodo"-Style gewöhnt, dass ich gar nicht mehr weiß, warum die Leute gucken. Das hat sich Vibram wahrscheinlich auch gedacht und bietet die Zehen-Schuhe in allen möglichen, zum Teil auch ausgefallenen, Farbkombinationen an.

Passform & Material

Bevor man mit den Füßlingen beim Training glänzen kann, muss man erst einmal in sie hineinkommen. Und das gestaltet sich am Anfang schwieriger als gedacht. Es ist schon bezeichnend, wie wenig Gespür und Beweglichkeit wir in unseren Zehen haben. Mehr als einmal bin ich anfangs in die falsche Zehentasche geschlüpft oder es haben sich zwei meiner Zehen in eine Tasche verirrt. Mit der Zeit und dem nötigen Zehenspreizer-Training fällt das Hineinschlüpfen jedoch immer leichter. Wer nicht barfuß in den Schuhen trainieren möchte, für den gibt's spezielle Zehensocken - damit wird auch das Anziehen etwas leichter. Super praktisch ist die einfache Schnellschluss-System-Schnürung: ein Zug nach oben und schon sitzen die Schuhe perfekt am Fuß. Mit gerade einmal 265 Gramm und ihrer Biegsamkeit passen sie übrigens in jede noch so kleine Sporttasche.

Laufen & Training: direkter und intensiver.

Auch wenn die Zehenschuh-Konstruktion zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig anmutet - beim Laufen wird schnell der Vorteil des Prinzips klar. Dadurch, dass jeder Zeh in einer eigenen Zehenbox steckt, kann sich jeder Zeh frei bewegen, auf Boden-Unebenheiten individuell reagieren und die vielen kleinen Fußrezeptoren können viel differenzierter Informationen ans Gehirn weitergeben. So wird die Koordination in Füßen und Beinen gefordert und die Fußmuskeln angeregt, das zu tun, für was sie gemacht sind: uns fortzubewegen.

Auch beim Training im Gym ergibt sich durch den besseren Bodenkontakt ein viel direkteres Training. So kann zum Beispiel bei den "Lunges" die Ferse viel besser gehoben werden, bei Squads und Beinpresse geht die Belastung bis in die Fußmuskulatur und Gleichgewichtsübungen lassen sich viel effektiver durchführen. Formate, die per se barfuß durchgeführt werden, wie z.B. Deep Work, können mit den Vibrams super auch auf kaltem Boden oder draußen gemacht werden und beim Training mit dem TRX-Band geben die Vibrams dank der rutschfesten Sohle und dem direkten Bodenkontakt einen deutlich besseren Halt.

Laufen in Zehenschuhen: Schritt für Schritt!

Meine ersten Erfahrungen mit Zehenschuhen habe ich bereits vor ein paar Jahren gemacht. Als der Hype mit den Barfußschuhen aufkam, jeder Läufer vom "Born to Run"-Gedanke beseelt war und Barfußlaufen als das Non-Plus-Ultra eines gesunden Laufstils galt, habe ich den Hype natürlich mitgemacht. Für mich klang das alles plausibel: "Menschen sind fürs Barfußlaufen gemacht!" "Die Schuh-Industrie macht unsere Füße kaputt!" "Nur in Minimalschuhen ist "richtiges" Laufen möglich!"

Natürlich wollte ich auch zu denen dazugehören, die möglichst natürlich, möglichst schnell und möglichst gesund laufen - also raus aus den gedämpften Teufels-Schuhen und rein in die Barfußschlappen! Gleich mal ein 10-Kilometer-Läufchen abgerissen - und am nächsten Tag vor lauter Wadenmuskelkater kaum noch aus dem Bett gekommen. Eine Schienbeinreizung kam direkt hinterher.

Wie so viele Läufer habe ich es übertrieben. Natürlich ist Barfußgehen bzw. -laufen grundsätzlich super, entspricht viel mehr unserer Natur und wir sollten es viel öfter tun. Die Tatsache, dass unsere Füße bereits Jahre bzw. Jahrzehnte in Schuhen stecken, dürfen wir dabei jedoch nicht einfach ausblenden. Eine radikale Umstellung kann, gerade bei Vorschäden und Fußfehlstellungen, schnell zu unerwünschten Laufpausen durch Überlastung führen. Eine Umstellung sollte daher nur schrittweise (im wahrsten Sinne des Wortes) erfolgen.

Also: langsam angehen - und dabei wären wir beim Stichwort. Denn bevor wir längere Strecken in Minimalschuhen laufen, sollten wir erst einmal lernen, in ihnen zu gehen. Auch Gehen trainiert die Fußmuskulatur, ohne sie der High-Impact-Belastung wie beim Joggen oder Laufen auszusetzen. Bevor ihr euch also gleich an eure Hausstrecke wagt, übt erst einmal den Gang zum Bäcker. Dann könnt ihr allmählich die Distanz erhöhen und euch irgendwann auch ans Laufen wagen.

Mein Fazit.

Da ich derzeit vor allem funktional trainiere und das ohnehin am liebsten barfuß mache, sind die Vibrams bei mir bei jedem Training im Gym dabei. Oft starte ich in normalen Schuhen und wechsle dann in die Zehenschuhe, weil ich das "barfuß"-Training als viel natürlicher empfinde und ich die Direktheit des Trainings nicht mehr missen möchte.

Beim Laufen bin ich etwas vorsichtiger. Gerade in meiner aktuellen Situation, in der ich mich erst langsam wieder ans Laufen herantaste und extrem auf mein Knie aufpassen muss, habe ich auf stark gedämpfte Schuhe gewechselt und nutze meine Zehenschuhe nur sehr gezielt für kurze Trainingseinheiten und Lauf-ABC.

Mein abschließendes Fazit zu den Vibrams: Fürs Gym ein Muss, fürs Laufen ein Plus.

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