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Laufverletzungen sind ätzend - und oft hausgemacht.

manuela.dannwolf • Jan 29, 2017

Ein Frage-Antwort-Spiel.

Da sind sie mal wieder. Meine Knieschmerzen. Fast zwei Jahre hatte ich sie im Griff. Jetzt, wo ich mich an die Vorbereitung für den Boston-Marathon machen wollte, haben sie mich jäh aus dem Training gerissen. Wieder einmal. Also rackere ich mich seit zwei Wochen auf Crosstrainer, Spinning-Rad und Rudergerät ab. Und wieder einmal quält mich die Frage: bin ich fürs Laufen gemacht?

Würde eine andere Person mir diese Frage stellen, wäre meine Antwort: "Klar bist du fürs Laufen gemacht. Jeder ist fürs Laufen gemacht. Du musst nur an den richtigen Stellschrauben drehen." Also werde ich mal so tun, als wäre ich diese andere Person und mir ein paar kritische Stellschrauben-Fragen stellen. Vielleicht hast du ja Lust mitzumachen.

Hast du dir deine Ziele realistisch gesetzt?


Wir Läufer sind von Natur aus ehrgeizig. Zumindest ein großer Teil von uns. Wenn wir eine Bestzeit aufstellen, hat die Freude darüber oft nur eine kurze Halbwertszeit - dann poppt das nächste Ziel auf und wir möchten noch besser werden. Meine persönliche Halbmarathon-Bestzeit liegt bei 1:36:33h. Laut Zielzeitrechner von Runner`s World wäre ich theoretisch in der Lage, einen Marathon in 3:20:46h zu laufen. Theoretisch. Praktisch bin ich meine Bestzeit 2015 beim München Marathon in 3:29:51h gelaufen. Auf dem letzten Loch pfeifend. Und das, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt nach einer wirklich guten Saison und einem sauber durchgezogenen Trainingsplan in der Form meines bisherigen Läuferlebens war. Davon bin ich momentan, ob es mir passt oder nicht, weit entfernt. Dennoch habe ich einen Trainingsplan gewählt, der auf die 3:20h abzielt. Man kann es ja mal versuchen, dachte ich. Oder man kann sich selbst kaputtlaufen. Ich habe die zweite Möglichkeit gewählt.

Hast du deinem Körper genügend Regenerationszeit gegeben?

Pausentage. Das Hasswort eines jeden Läufers. Ein Tag ohne Sport? Undenkbar! Unser schlechtes Gewissen würde uns den ganzen Tag gehässig an den Ohren ziehen und unser Bewegungsdrang schmollend in Dauerschleife um den Block laufen. Sport ist halt schon eine Sucht. Die beste von allen zwar, aber auch hier bewahrheitet sich die Devise: die Dosis macht das Gift. Wenn wir ehrlich auf unsere letzten Jahre zurückschauen, müssen wir uns oft eingestehen, dass wir eine Überdosis genommen habe. Nicht selten mehrfach.

Hast du auf deinen Körper gehört?

In der Regel sind wir Läufer auf dem Schmerz-Ohr taub. Wir hören weg, wenn es zwickt und zwackt. Pobacken zusammenkneifen, Ibu einschmeißen, weiterlaufen, heißt oft die Devise. Und wenn das Schreien lauter wird, gibt's neue Einlagen. Oder am besten gleich neue Schuhe. Aber unser Körper vergisst nicht. Er merkt sich unsere Spielchen. Und wenn er davon genug hat, steigt er aus. Rien ne va plus. Nichts geht bzw. läuft mehr. Wir wundern uns dann, woher auf einmal die Entzündung in der Achillesferse kommt. Oder der Ermüdungsbruch im Fuß. Und vergessen die vielen roten Karten, die uns unser Körper gezeigt hat. Da sitzen wir dann schmollend auf der Ersatzbank und schauen sehnsüchtig den anderen Läufern beim Spielen zu. Und ärgern uns, dass wir nicht früher auf unseren Cheftrainer gehört haben.

Warum tun wir Läufer uns das an?

Weil wir das Laufen lieben. Und nicht verstehen können, warum unser Körper das Laufen nicht so oft zulässt, wie es unser Kopf gerne hätte. Wir möchten gerne zu den harten Hunden gehören, die einen Marathon nach dem anderen laufen, einen Ultramarathon obendrauf setzen und Knieprobleme nur aus dem Lehrbuch kennen. Die bei jedem Wetter die Laufschuhe schnüren und heroische Bilder von ihren 30-Kilometer-Läufen im Eisregen mit dem Untertitelposten : "Lockerer Lauf heute. Morgen wieder die lange Strecke." Aber vielleicht sollten wir verstehen, dass man kein harter Hund sein muss, um ein guter Läufer zu sein. Im Gegenteil. Manchmal ist es völlig in Ordnung, ein Schoßhündchen zu sein, das zu Hause im Warmen die Beine ausstreckt und das Faulsein genießt. Und sich darauf freut, nach einer anständigen Erholungspause wieder mit seinem Ehrgeiz um die Wette laufen zu können.

"Du hast ja recht", denkst du jetzt bestimmt. "Ich werde mir öfter eine Laufpause gönnen. Ich werde meinen Ehrgeiz zurückschrauben und auf meinen Körper hören. Wirklich. Großes Ehrenwort. So, und jetzt Ende der Befragung. Ich muss endlich raus ne Runde laufen. Schließlich müssen auch Schoßhündchen mal Gassi."

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