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10 Dinge, die kein verletzter Läufer hören möchte.

Elle La • Jan 22, 2018

Als Sportler verletzt zu sein, kommt der sportlichen Todesstrafe gleich. Oder zumindest lebenslanger Einzelhaft ohne Freigang. Eine zusätzliche Folter sind diese 10 Dinge, die kein verletzter Läufer hören möchte.

Es sind meist gut gemeinte Ratschläge. Aber wer als Läufer schon einmal verletzt war, der weiß: eigentlich möchte man nichts hören außer der Aussage vom Arzt: "Sie dürfen wieder laufen!" Hier meine Top-10 der Dinge, die ich als verletzte Läuferin keinesfalls hören möchte - und meine Gedanken dazu (etwaige Übertreibungen sind der 16-wöchigen Lauf-Abstinenz der Verfasserin geschuldet).

1. „Stell dich nicht so an - es ist doch nur Laufen.“

NUR Laufen?!?! NUUUUR Laufen??!?!? Dieser Satz kann nur von einem Nicht-Läufer kommen. Läufer wissen: Laufen ist viel mehr als „nur“ Laufen. Für mich ist es nicht irgendeine Sportart, die ich hinter mich bringe, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Laufen ist ein Lebenskonzept. Mein Lebenskonzept. Es ist Freiheitsgefühl, Pause vom Alltag und Waschmaschine für meine Gedanken. Es ist Droge, Therapie und Glückspille in einem. Also, ja, ich stelle mich an. Und zwar so richtig. Denn Laufen ist nicht nur Laufen. Laufen ist mein Leben – zumindest ein sehr wichtiger Teil davon.

2. „Jetzt hast du endlich mehr Zeit für andere Dinge.“

Andere Dinge? Welche anderen Dinge? Hätte ich Lust auf andere Dinge, würde ich sie bereits tun. Was viele Nicht-Läufer nicht verstehen: Laufen stiehlt mir keine Zeit – es gibt mir Zeit, und zwar unglaublich wertvolle Lebenszeit. Und das nicht nur, während ich laufe. Auch sonst habe ich mehr Energie und Lust auf das Leben. Andere Dinge gehen viel müheloser und schneller von der Hand als ohne Laufen - sei es im Job, im Alltag oder in meiner Freizeit. Außerdem: Ich mag überhaupt keine anderen Dinge. Ich mag einfach nur laufen. Und basta.

3. „Schon wieder?“ oder auch: „Immer noch?“

Ja, schon wieder/immer noch! Danke, dass du mich daran erinnerst. Wäre mir selbst gar nicht aufgefallen, dass mir mein Knie zwei Drittel meiner Lauf-Jahre zur Hölle macht. Und bei dir so? Schon wieder Single?

4.„Was ist mit Radfahren?“

Der Klassiker – der Radfahr-Tipp. Ich will aber nicht Radfahren! Ich will nicht Schwimmen, keinen Triathlon, kein Yoga und kein Krafttraining machen – ich will einfach nur laufen. Den Boden unter den Füßen spüren, diese urtümlichste aller Bewegungsformen, ganz ohne Hilfsmittel, nur mit dem eigenen Körper – das ist Sport in seiner reinsten Form. Da können Radfahren und alles andere einpacken. Als Nebenbei-Beschäftigung ganz nett, aber nichts davon kann das Laufen ersetzen. Das ist etwa so wie Sex mit Kondom. Ganz ok, aber halt auch nicht mehr. (Ups, hab ich das jetzt wirklich geschrieben?!? Jetzt seht ihr, was das Nicht-Laufen mit mir macht.)

5. „Anderen Leuten geht es viel schlechter als dir!“

Das Totschlag-Argument. Ja, mit Sicherheit, manchmal hilft dieser Gedanke. Aber ehrlich? Wenn es so einfach wäre, dürften wir überhaupt keine Sorgen haben. Wir haben zu Essen, ein Dach über dem Kopf und müssen nicht um unser Leben bangen. Warum uns also darüber aufregen, dass unser Chef uns ärgert, wir nicht den richtigen Partner finden oder – wie in meinem Fall – wir nicht laufen können? Funktioniert halt leider nicht so einfach. Also: Auch wenn es Millionen Menschen gibt, denen es schlechter geht als mir: ICH FINDE ES TOTAL BESCHISSEN, DASS ICH NICHT LAUFEN KANN!

6. „Das viele Laufen war eh schlecht für dein Knie.“

Mag sein. Aber es war das Beste für meinen Kopf. Und da ich seit genau 70 Tagen, 6 Stunden, 23 Minuten und 41 Sekunden auf Laufentzug bin, kann ich nur jedem raten, das Weite zu suchen. Am besten weglaufen – ich komm eh nicht hinterher. (Schnief!)

7. „Hast du zugenommen?“

JA! Natürlich hab ich zugenommen! Wie soll man auch nicht zunehmen, wenn man vorher einen Halbmarathon vor dem Frühstück gelaufen ist und einem jetzt nur noch das Frühstück bleibt?!? Aber danke für den Hinweis – fühl mich jetzt gleich viel besser. Möchtest du mir vielleicht noch einen Energieriegel anbieten oder mir erzählen, wie geil dein Lauf gestern war?

8. „Ich war gestern laufen – war voll geil!“

Ich hasse dich.

9. "Vielleicht ist Laufen einfach nix für dich.“

Doch, Laufen ist was für mich. Und zwar das Beste, was mir passieren konnte. Seit ich laufe, bin ich selbstbewusster, glücklicher, zufriedener und habe Dinge erreicht, die ich nie für möglich gehalten hätte. Ich habe die Welt bereist, Geschichten erlebt, Menschen kennengelernt und bin mir selbst ein wenig näher gekommen. Also: egal, wie, egal, wann - ich werde wieder laufen. Denn das Laufen und ich gehören zusammen. Für immer. Hoffentlich weiß das mein Knie auch...

10. „Wenn du schon nicht laufen kannst, dann schreib doch einfach darüber.“

Oh Mann, wie soll mir das denn bitte helfen?!? Das ist ja wohl der blödeste Ratschlag von allen. Wie kommt man denn auf sowas?!

Obwohl, warte mal. Gar keine so schlechte Idee. Lass mal anfangen damit….

Mmmhh, fühlt sich eigentlich ganz gut an, dieses Schreiben. Irgendwie befreiend. Ich glaube, ich mache das weiter. Schaden kann's ja nicht. Und das Knie tut auch nicht weh dabei.

To be continued…

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